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Frater Johannes Xaver GoebelsFrater Johannes Xaver Goebels

Als Frater Johannes Goebels 1943 in die Verhaftungsaktion gegen die katholisch geprägten Lehranstalten in Lüdinghausen geriet, lagen bereits die Erfahrungen der Schließung mehrerer Einrichtungen für Maristen-Schulbrüder hinter ihm. Der spektakulären Verhaftung von gleich fünf Lehrkräften der Höheren Landwirtschaftsschule und des Internats Canisianum Lüdinghausen am 15.09.1943 und ihrer Verbringung in das Polizeipräsidium Recklinghausen 1943 gingen langjährige Auseinandersetzungen voraus. Die Landwirtschaftsschule wurde von zahlreichen Schülern aus dem ganzen Münsterland, aber auch Oldenburg oder dem Rheinland besucht. Dies war der Anlass für den Priester und Religionslehrer Dr. Bernhard Hürfeld, ab 1925 das Canisianum als Internat für die Schüler aufzubauen, das ab 1932 um das Paedagogicum Canisianum als Vorbereitungsanstalt für Abschlüsse (Abitur) erweitert wird.

Die offensichtlichen pädagogischen Erfolge der katholischen Einrichtung führen seit 1933 zu staatlichen Maßnahmen zu ihrer Einschränkung oder Abschaffung. Dr. Bernhard Hürfeld werden erst die Unterrichtserlaubnis in Deutsch und Geschichte entzogen, dann die Stunden als Religionslehrer eingeschränkt, ehe er 1936 die Schule ganz verlassen muss. Ab 1938 wird der Abbau des Paedagogicums eingeleitet, das Ostern 1941 eingestellt wird. Ab 1942 erfolgen Eingriffe in die innere Gestaltung des verbliebenen Internats, im Juni 1943 wird die Beschlagnahme „für Wehrmachtszwecke“ angekündigt.

Am 15.09.1943 rückten mit Gestapobeamten, SA-Mitgliedern, dem NSDAP-Kreisleiter, der HJ-Bannführer und dem Landrat die gesammelte Staats- und Parteimacht an Internat und Schule an, um Dr. Bernhard Hürfeld als Leiter und Frater Johannes als Präfekten des Internats, Schulleiter Dr. Kleinsorge, den Geschichtslehrer Dr. Wilhelm Brockhoff und den Religionslehrer und Kaplan Anton Bornefeld zu inhaftieren. Den Vorwand bildeten Auseinandersetzungen unter einigen Schülern, die nach der Nachricht der Kapitulation Italiens, HJ-Abzeichen weggeworfen und Hitlerbilder entfernt hatten. Die Schüler wurden bereits am nächsten Tag in ein Umerziehungslager verbracht. Die Eltern wurden anschließend (!) am 20.9.1943 auch schriftlich unterrichtet, dass „sämtliche Schüler der Oberschule und des Schülerheims Canisianum in Lüdinghausen einer staatspolizeilichen Erziehung zuzuführen“ seien: „Die Schüler wurden daher für die Zeit vom 17.9.-9.10.43 zu einem Schulungslager HJ in Haldem Post Dielingen einberufen.“

Frater Johannes Goebels war 1913 bei den Maristen in Arlon (Belgien) eingetreten, ehe er 1914-1922 in das gerade gegründete erste Maristenkloster in Deutschland nach Recklinghausen kam. Hier hatte er das Lehrerseminar besucht und am 18. August 1922 das ewige Gelübde abgelegt.

Ab Herbst 1943 sollte er als Oberer nach Recklinghausen zurückkehren. Was ihm vorgeworfen wurde und auch Grundlage des Urteils war, schrieb er in seinem letzten Brief am 11. Januar 1944. Danach habe er dem „staatsfeindlichen Treiben der Schüler Vorschub“ geleistet und zur „Beunruhigung der Bevölkerung“ beigetragen. Der Maristenbruder hatte bereits die Schließung mehrerer Schulen seiner Ordensgemeinschaft durch die Nationalsozialisten miterlebt: 1937, damals im Kloster Bad Reichenhall, unterschrieb er ein (vergebliches) Protestschreiben gegen die Schließung aller Maristenklöster und -schulen in Bayern. Anschließend wurde er im Schülerheim des Ordens in Insbruck eingesetzt, ehe er ab Oktober 1937 eine Neugründung in Graz begann. Doch 1938/39 hatte er nach dem Einmarsch deutscher Truppen nach Österreich die Schließung der Schulen und Klöster in Innsbruck und Graz miterlebt. So kehrte er im Juli 1939 nach Recklinghausen zurück und übernahm ab September 1939 die neue Aufgabe in Lüdinghausen.

Am 10. Januar 1944 wurde für alle fünf Inhaftiertendas Urteil gesprochen; am 5. Februar 1944 folgte von Recklinghausen aus der Sammeltransport in das KZ Dachau. Die Unterbringung erfolgte in Block 15 zusammen mit Schwerkriminellen. Johannes Goebels war schon während der Gefängnishaft durch eine Stirnhöhlenvereiterung und ein Magenleiden gesundheitlich geschwächt. Die mangelhafte Ernährung und die häufigen Appelle unter freiem Himmel in dünner Kleidung, zudem ohne Strümpfe und Kopfbedeckung, ruinierten seine Gesundheit.

Sein Zustand verschlechtert sich, ohne dass er ausreichend ärztlich versorgt wurde. Erst am 7. März 1944 wurde er in das Krankenrevier aufgenommen und operiert. Am 17. März 1944 verstarb Frater Johannes; seine Asche wurde auf dem KZ-Gelände verstreut.

(Fr. Alois Engel/Georg Möllers)

 

Um ihn zu ehren und an ihn zu erinnern, wurde vor der Schule ein Stolperstein enthüllt. Die Enthüllung fand am 16.12.19 im Beisein vom Schulleiter Herrn Birkenhauer und Bürgermeister Tesche statt.

 

Stolperstein Frater JohannesStolperstein Frater Johannes

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